Raubtier-Alarm in Sachsen-Anhalt Mutmaßlicher "Puma" könnte Kalb gerissen haben
Polizei und Feuerwehr schwärmen aus, ein Hubschrauber und Drohnen sind in der Luft. Bereits mehrere Male soll ein Puma gesichtet worden sein. Ein Fund wirft jetzt Fragen auf.
In der Region um den 10.000-Einwohner-Ort Braunsbedra geht möglicherweise ein hungriges Raubtier um. Jetzt steht die Frage im Raum: Hat der mutmaßliche Puma eventuell bereits zugeschlagen und getötet?
Nach Angaben des Saalekreises ist in den vergangenen Tagen ein Kalb in der Nähe des Geiseltalsees gerissen worden. Der Kadaver werde nun genauer untersucht, um die Frage zu beantworten, ob das Tier von einer Raubkatze getötet wurde.
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Der Puma-Verdacht kam aufgrund eines wackeligen Handyvideos auf. Ein Tier auf vier Pfoten schleicht in der Ferne über eine Wiese an einem Waldrand entlang. Eine Stimme hinter der Kamera mutmaßt: "Weißt du, was das ist? So was wie ein Puma!"
Landratsmitarbeiterin hat Video aufgenommen
Eine erste Sichtung des mutmaßlichen Pumas habe es am Freitagabend im Bereich des Hafens von Braunsbedra gegeben, erklärte die zuständige Dezernentin des Saalekreises, Sabine Faulstich. Man sei sehr sicher, dass es sich bei dem Video nicht um eine Fälschung handele, betonte sie. Eine Mitarbeiterin des Landratsamtes habe das Video aufgenommen.
Am Montag sei der Landkreis informiert worden, am Abend alarmierte der Kreis die Bevölkerung per Warn-App Nina über die Sichtung einer Raubkatze. Und dann hagelte es weitere angebliche Sichtungen: In den Bereichen Pfännerhall, Branderodaer Hohle sowie am Weinberg Reifert wollen Bürger das Tier bereits am Sonntag erblickt haben, wie sie im Nachhinein dem Kreis meldeten.
Landratsamt geht von illegaler Haltung aus
Die Verantwortlichen glauben mit einiger Überzeugung an die Echtheit des Tieres. "Nach Prüfung von Experten könnte es sich um einen Puma handeln", schreibt der Saalekreis in einer Mitteilung. Landkreis-Dezernentin Faulstich beziffert die Wahrscheinlichkeit dafür auf 80 Prozent. Und Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz sagt t-online: "Ich gehe von einem Puma aus."
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Allerdings hat niemand bisher eine Ahnung, woher das Tier stammen könnte. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sein könnte. Auch alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden, sagte Landkreis-Dezernentin Faulstich. Deshalb gehe das Landratsamt von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres aus,
Mutmaßlicher Puma soll betäubt werden
Für die aktuelle Suche werden Drohnen der Feuerwehr und der Polizei eingesetzt. Außerdem steht ein Polizeihubschrauber zur Verfügung. "Es ist geplant, das Tier nach Sichtung zu betäuben", teilt der Kreis mit. "Hierfür unterstützen ein Experte von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Jägerschaft des Landkreises."
Der Kreis rät Bürgern, Wälder und Wiesen bis auf Weiteres zu meiden. Komme es dennoch zum Puma-Kontakt, sollten die Menschen diese Regeln beherzigen: "Beim Zusammentreffen nicht in die Augen, sondern auf den Körper schauen, langsam zurückweichen und großmachen. Hunde bitte an der Leine führen!"
Bereits vor vier Jahren hatte es im Süden Sachsen-Anhalts einen Zwischenfall mit einem Raubtier gegeben. Ein Model war bei einem Fotoshooting auf einem Gnadenhof von einem Leoparden angegriffen und mehrfach in den Kopf gebissen worden.
Im Sommer vor knapp zwei Jahren erregte ein ähnlicher Vorfall in Kleinmachnow bei Berlin Aufsehen: Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier als Wildschwein heraus. Der Vorfall hatte bundesweit Debatten über den Umgang mit gefährlichen Tieren zur Folge.
- saalekreis.de: "Wildkatze am Geiseltalsee gesichtet"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa